Grundannahmen über Zeit – ethisch reflektiert

Deadline: 01.04.2024

Zeit ist eigentlich ein Thema der theoretischen Philosophie - von Aristoteles über Augustinus bis Kant haben sich Philosophen aus epistemologischer und ontologischer Perspektive mit dem Thema auseinandergesetzt. Wenn wir uns in der praktischen Philosophie und insbesondere der Ethik in unterschiedlichen Teildisziplinen, wie beispielsweise der Medienethik, der Wirtschaftsethik oder der Umweltethik mit aktuellen ethischen Herausforderungen auseinandersetzen, liegen oft implizite Annahmen über das jeweilige Zeitverständnis der Medienwissenschaft oder der Ökonomie zugrunde, die nur selten explizit reflektiert werden. Die praktische Philosophie kann dabei einen besonderen Beitrag leisten genau diese Annahmen zum Zeitverständnis sichtbar zu machen und mit Rückbezügen zu Zeitverständnissen aus der theoretischen Philosophie kritisch zu reflektieren. Damit können neue Perspektiven für die normative Theoriebildung innerhalb der praktischen Philosophie, aber auch für die jeweiligen angrenzenden Wissenschaften eröffnet werden und neue Impulse für uns alle betreffende globale Herausforderungen im Bereich der Nachhaltigkeitstransformation, der Digitalisierung oder der Demokratieförderung gesetzt werden. Für Fragen der intergenerationalen Gerechtigkeit und Verantwortung spielen beispielsweise Annahmen über den zugrundliegenden Zeithorizont, wie sie sich u.a. in Diskursen zum Longtermism wiederfinden eine zentrale Rolle. Im Bereich der politischen Philosophie wird u.a. die zeittheoretische Frage nach der Rolle der Taktung von Wahlen und Abstimmungen für die Demokratie unter dem Stichwort „Chronopolitik“ diskutiert. Im Bereich der Medizinethik gewinnt die Auseinandersetzung mit Annahmen über den Zeitverlauf in Bezug auf den Menschen in Form der „Chronomedizin“ zunehmend an Bedeutung und auch für die Wirtschaftsethik stellt sich die Frage, inwiefern zyklische und rhythmische Zeitverständnisse der Ökosysteme und Menschen stärker im Arbeits- und Produktionskontext in Form einer „Chronoökonomie“ Berücksichtigung finden müssen. Für die Frage, was genau unter Begriffen wie Rhythmik, Periodizität, Zyklizität, Gerichtetheit und Beschleunigung zu verstehen ist, kann auch die Auseinandersetzung mit  Annahmen über Zeit in indigenen Philosophien, wie denen der andinen Philosophie im Rahmen des Konzepts Buen Vivir oder von Ubuntu wichtige Impulse liefern.

Ziel des Panels ist es, für Philosoph:innen, die sich mit unterschiedlichen Annahmen über Zeit mit Bezug zu Fragen der praktischen Philosophie auseinandersetzen, einen Raum für Austausch und Vernetzung zu den Forschungsarbeiten zu geben. Der Schwerpunkt ist offen für unterschiedliche Perspektiven und methodische Zugänge.

Bitte senden Sie Abstracts für Vorträge (bis 500 Worte) bis zum 1. April 2024 an:annekatrin.meissner@uni-passau.de

Bei Rückfragen wenden Sie sich gerne an die o.g. E-Mail-Adresse.

Informationen

Beginn
19.09.2024

Ende
20.09.2024

Ort
Universität Passau

E-Mail Veranstalter
annekatrin.meissner@uni-passau.de

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