AUC Interpretationes: Call for Papers – Frühe Phänomenologie und phänomenologischer Realismus
Die frühe Phänomenologie (auch die “Münchener und Göttinger Zirkel” genannt) erwächst im frühen 20. Jahrhundert in Auseinandersetzung mit, und später in Abgrenzung von, Husserls erstmals in den “Logischen Untersuchungen” programmatisch vorgestellter phänomenologischer Methode. Autor*innen wie Hedwig Conrad-Martius, Adolf Reinach, Max Scheler, Roman Ingarden, Edith Stein, Gerda Walther, Moritz Geiger, Jean Hering, Dietrich von Hildebrand und Alexander Pfänder sind neben der transzendentalen und psychologisch-deskriptiven Untersuchung des Bewusstseins an metaphysischen, logischen, sozialphilosophischen, ethischen und politischen Problembereichen interessiert, an welchen die neue phänomenologische Herangehensweise erprobt und profiliert wird.
Diese Ausgabe ist im weitesten Sinne an der historischen und systematischen Diskussion der Personen, Werke und Themen der frühen Phänomenologie interessiert. Neben den bereits genannten Autoren, die allesamt wichtige und teilweise stark unterrezipierte Beiträge im “Jahrbuch für Philosophie und phänomenologische Forschung” veröffentlicht haben, kommen weitere frühe Phänomenolog*innen wie Wilhelm Schapp, Herbert Leyendecker, Kurt Stavenhagen, Else Voigtländer und Paul Linke in Betracht. Auch Beiträge, die sich mit der Historiographie der Phänomenologie, etwa in Bezug auf Herbert Spiegelbergs Ausführungen zur “phänomenologischen Bewegung”, auseinandersetzen, sind gewünscht. Daneben kommt als Thema der Zusammenhang von früher Phänomenologie und zeitgenössischen Denkströmungen wie dem Neukantianismus, Gegenstandstheorie oder dem Psychologismus in Betracht.
Ein weiteres Augenmerk gilt dem Thema des Realismus, bzw. der realistischen Phänomenologie. Hier können etwa Beiträge eingereicht werden, die sich mit dem Thema Idealismus/Realismus auseinandersetzen, bzw. damit, wie dieser Unterschied im metaphysischen, ontologischen und epistemologischen Zugriff auf zentrale phänomenologische Begriffe wie der Intentionalität, Erkenntnis und Objektivität artikuliert wird. Während ein Schisma zwischen Husserl und seinen “frühen Anhängern” mithilfe des Gegensatzes Idealismus/Realismus verstanden wird, ist es nicht selbstverständlich, dass Husserl oder die frühen Phänomenologen in einem eindeutigen Sinne idealistische, bzw. realistische Positionen vertreten haben. So werden auch Beiträge erbeten, welche die Ansätze zu einer realistischen Phänomenologie, etwa als Phänomenologie von Sein, Wesen, Sachverhalten, Werten oder psychischen Instanzen, in ihrer historischen Differenzierung diskutieren.
Schließlich sind auch Beiträge willkommen, welche sich mit neueren Formen realistischer Phänomenologie befassen, insbesondere, insofern diese als Erbe von, oder Resonanz an, diese früheren Autor*innen verstanden werden. Das Versprechen der Phänomenologie, zurück zu den Sachen selbst zu führen, soll somit in möglichster Breite zur Diskussion und Neubewertung kommen.
Bitte senden Sie Ihre Beiträge (Artikel oder Buchrezensionen) bis spätestens 31. Mai 2024 an Daniel Neumann (daniel.neumann@uni-paderborn.de). Die Zeitschrift akzeptiert Beiträge auf Französisch, Deutsch und Englisch. Bitte beachten Sie die formalen Richtlinien: https://karolinum.cz/en/journal/auc-interpretationes/pro-autory