Philosophische Fachzeitschriften

Philosophische Fachzeitschriften erfüllen zentrale Funktionen innerhalb der wissenschaftlichen Gemeinschaft: Sie sind Orte der Präsentation neuer Erkenntnisse, des intellektuellen Austauschs und der kritischen Diskussion. Als Foren wissenschaftlicher Kommunikation ermöglichen sie es Forscher:innen, ihre Arbeiten einem Fachpublikum vor- und zur Debatte zu stellen. Zudem fungieren sie als Gatekeeper – sie filtern Beiträge nach Qualitätskriterien, tragen zur Sicherung wissenschaftlicher Standards bei und sind entscheidend für Sichtbarkeit, Reputation und Status der Autor:innen wie auch der Herausgeber:innen, etwa im Kontext akademischer Bewerbungen oder Berufungsverfahren.

Doch gerade im deutschsprachigen Raum stehen philosophische Fachzeitschriften vor mehrfachen Herausforderungen. Zeitschriften, die weiterhin auf Deutsch publizieren, geraten zunehmend unter Druck durch die starke Konkurrenz aus dem anglophonen Raum – insbesondere durch international sichtbare, einflussreiche und hoch gerankte Journals. Der Trend zu Englisch als Wissenschaftssprache macht auch vor der Philosophie nicht halt. Immer häufiger wird erwartet, dass auf Englisch publiziert wird, was langfristig nicht nur den Zugang zu bestimmten Diskursen, sondern auch die Vielfalt philosophischer Ausdrucksformen und Traditionen beeinflussen kann. Philosophische Fachzeitschriften müssen damit umgehen.

Ein weiteres Spannungsfeld ergibt sich aus der engen Bindung vieler Fachzeitschriften an große Wissenschaftsverlage. Diese stehen seit einiger Zeit in der Kritik, da sie auf der unbezahlten Arbeit von Autor:innen, Gutachter:innen und Herausgeber:innen basieren, während gleichzeitig hohe Gewinne erwirtschaftet werden – finanziert vor allem durch institutionelle Bibliotheken. Vor diesem Hintergrund gewinnt die Frage nach Open Access auch in der Philosophie zunehmend an Relevanz. Der freie Zugang zu wissenschaftlichen Publikationen ist ein zentrales Thema, auch der Institutionen der Forschungsförderung und der Universtäten, geworden und wirft auch für die Philosophie grundlegende Fragen nach Zugänglichkeit, Gerechtigkeit und Nachhaltigkeit des Publikationswesens auf.

Die Kultur der Begutachtung ist ein weiteres zentrales Feld der Auseinandersetzung. Das Modell des doppelt-blinden Peer-Reviews gilt zwar als „Goldstandard“, ist jedoch nicht unumstritten. Alternative Modelle wie das offene Peer-Review oder das triple-blind-Verfahren werden international – insbesondere in anderen Disziplinen – intensiv diskutiert. Dabei rückt auch die Gatekeeping-Funktion von Fachzeitschriften verstärkt in den Fokus: Wer entscheidet, was publiziert wird? Welche Themen dominieren den Diskurs, und welche verschwinden in Nischen? Studien zeigen, dass blinde Begutachtung allein keine hinreichende Lösung für strukturelle Verzerrungen bietet. Vielmehr bedarf es einer kritischen Reflexion der Gutachtenkriterien sowie klarer und transparenter Policies auf Seiten der Herausgeber:innen – ein Bereich, in dem derzeit oftmals noch intransparente, informelle Praktiken vorherrschen.

Hinzu kommt mit rasanter Geschwindigkeit eine neue Herausforderung: der Einsatz von Künstlicher Intelligenz, insbesondere durch Large Language Models (LLMs), die das Schreiben, Bewerten und Rezipieren wissenschaftlicher Texte grundlegend verändern könnten. Fragen nach Autorschaft, Originalität, Qualitätssicherung und ethischen Standards stellen sich auf neue Weise und bedürfen eines aktiven und gemeinsamen Nachdenkens.

All diese Themen betreffen philosophische Fachzeitschriften unmittelbar – und sie sind von großer Bedeutung für die gesamte wissenschaftliche Gemeinschaft der Philosophie. Es ist daher das Anliegen dieser Arbeitsgemeinschaft, ein Forum für den Austausch zu schaffen, Erfahrungen und Wissen zu bündeln und gemeinsam neue Strategien im Umgang mit den genannten Herausforderungen zu entwickeln.

Aktivitäten

Diese Arbeitsgemeinschaft wird maßgeblich von Mitgliedern getragen, die in philosophischen Fachzeitschriften engagiert und tätig sind. Ziel der AG ist es jedoch ausdrücklich, nicht nur einen internen Kreis zu adressieren. Vielmehr sollen die Aktivitäten – insbesondere die geplanten Veranstaltungen – offen gestaltet werden und allen interessierten Kolleg:innen zugänglich sein. Besonders der wissenschaftliche Nachwuchs ist eingeladen, sich aktiv zu beteiligen. Ein weiterer zentraler Bestandteil dieser Arbeitsgemeinschaft ist der Austausch mit Vertreter:innen der Verlage, insbesondere mit den zuständigen Lektor:innen, die als wichtige Akteur:innen im Publikationsprozess eine Schlüsselrolle spielen. Nur im gemeinsamen Dialog aller Beteiligten lassen sich zukunftsfähige Strategien für den Umgang mit den aktuellen Herausforderungen entwickeln. Konkret geplant sind u.a.:

  • Halbjährliche interne Treffen (online), mit thematischem Fokus
  • Treffen im Rahmen des DGPhil Kongresses
  • Veranstaltung von fachpolitischen Foren, Runden Tischen und Symposien (online und in Präsenz), auch im Rahmen von Tagungen (zB. Am DGPhil Kongress, am GAP Kongress, auf der Tagung für Praktische Philosophie)
  • Publikationen von Positionspapieren, White Papers, Blogbeiträgen, aber auch in fachwissenschaftlichen Organen
  • Internetpräsenz auf der Webseite der DGPhil mit Berichten zu den Aktivitäten der AG

Mitgliedschaft

Die Mitgliedschaft in der Arbeitsgemeinschaft steht allen offen, die in der akademischen Philosophie oder im Verlagswesen tätig sind und sich aktiv an einer Fachzeitschrift beteiligen. Über die Aufnahme neuer Mitglieder entscheiden die Sprecher:innen. Eine Mitgliedschaft in der DGPhil ist ausdrücklich erwünscht. 

Sprecher:innen

Die Sprecher:innen der AG, Gottfried Schweiger, Kathi Beier und Karoline Reinhardt, vertreten die AG nach außen sowie gegenüber dem Vorstand der DGPhil und koordinieren die Aktivitäten der Arbeitsgemeinschaft.

Kontakt: gottfried.schweiger@plus.ac.at

Portrait G. Schweiger
Gottfried Schweiger (Salzburg)
Kathi Beier (Bremen)
Portrait Reinhardt
Karoline Reinhardt (Passau)
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