Das Kleingedruckte in Hegels Phänomenologie

Deadline: 16.06.2025

Das Kleingedruckte in Hegels Phänomenologie

Lektüre-Werkstatt an der Universität Leipzig, 19.–20. September 2025

Organisation: Boris Kränzel, Markus Monsberger, Andreas Gelhard

Dealine: 16.06.2025

Hegels Phänomenologie des Geistes steht gegenwärtig im Zentrum eines lebendigen Forschungsdiskurses. Eine kaum noch zu überblickende Fülle an Studien widmet sich Einzelaspekten des Werkes; zugleich wächst die Zahl durchgehender Kommentare und systematischer Deutungen stetig. Insbesondere das zunehmende Interesse der angelsächsischen Philosophie an Hegels erstem Hauptwerk hat die Debatte bereichert und neue Perspektiven eröffnet.

Doch gerade die schillernde Vielfalt an Deutungen gibt auch Anlass zur Skepsis. Gemessen an Hegels Wissenschaftsverständnis, das die Arbeit des Begriffs betont und das Wahre als ein sich selbst systematisierendes Ganzes begreift, lässt sie sich als Ausdruck eines äußerlichen Umgangs mit dem Text begreifen. So findet sich kaum eine Passage, von der die Forschung nicht überzeugend darlegen könnte, welche historische Position Hegel hier verhandelt und auf welche Autoren er sich in affirmativer oder kritischer Absicht bezieht – wobei jedoch dem begrifflichen Gehalt der Vorlage und seiner Umgestaltung durch Hegel nicht immer hinreichend Beachtung geschenkt wird. Ebenso scheint es keinen Begriff und keine These zu geben, die sich nicht mit guten Gründen als heimliches Zentrum des Werks und Schlüssel zu seinem Verständnis proklamieren ließen – doch führt die Interpretation spezifischer Textstellen regelmäßig zur Einsicht, dass dieser Schlüssel nichts aufschließt und der Wortlaut des Werks sich gegen seinen vermeintlichen Geist spröde zeigt.

Der zweitägige Workshop erprobt einen anderen Umgang mit dem Text der Phänomenologie. Er bietet die Gelegenheit, sich der schwierigen Arbeit des Begriffs an ausgewählten Passagen zu widmen. Im Rahmen eines close reading werden Auszüge aus der Vorrede, „Kraft und Verstand“ sowie „Herrschaft und Knechtschaft“ gemeinsam interpretiert, wobei die Lektüre jeweils durch ein Impulsreferat (ca. 25 Minuten) eingeleitet wird. Ein Vortrag von Professor Kurt Appel (Universität Wien), der das Gelesene in die Perspektive der aktuellen Forschung rückt, rundet das Programm ab. Der Workshop findet in deutscher Sprache statt. Er richtet sich in erster Linie an Doktorand*innen, aber es sind alle Studierenden, die bereits über grundlegende Hegel-Kenntnisse verfügen, herzlich willkommen.

Wir bitten um die Zusendung von Exposés (ca. 5.000 Zeichen) für ein Impulsreferat (ca. 20.000 Zeichen) zu einer der drei Textstellen, die im Workshop gelesen werden (siehe unten). Die Referate dienen dem Einstieg in die gemeinsame Lektüre und sollen einen Überblick über die Argumentation der Passage verschaffen. Die Kosten für Reise und Unterkunft der Referent*innen werden übernommen. Ein Reader mit den relevanten Textstellen wird auf Anfrage zur Verfügung gestellt.

Einsendungen bitte bis zum 16. Juni 2025 an: boris.kraenzel@uni-bonn.de. Wir freuen uns auf Ihre Beiträge und Teilnahme!

Gesammelte Werke, Bd. 9: Vorrede, S. 18–24 u. 38–46; „Kraft und Verstand“, S. 82–89; „Herrschaft und Knechtschaft“, S. 109–116.

Theorie Werkausgabe, Bd. 3: Vorrede, S. 22–31 u. 51–62; „Kraft und Verstand“, S. 107–117; „Herrschaft und Knechtschaft“, S. 145–155.

Informationen

Beginn
19.09.2025 - 14:00 Uhr

Ende
20.09.2025 - 17:00 Uhr

Ort
Leipzig

Veranstalter
Universität Leipzig

E-Mail Veranstalter
boris.kraenzel@uni-bonn.de

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